TV Braach - SG Iba/Machtlos 3:1 (0:1)

Gerade als Kreisligafußballer ist man gewohnt, dass das Fußballleben so manch verrückte Geschichte schreibt. Im Idealfall könnte sie zum Beispiel so beginnen: Es ist Samstag, 8 Uhr morgens, die erste Mannschaft hat heute ein Spiel gegen die SG Iba/Machtlos. Das Spiel der Zweiten wurde bereits am vorherigen Tag abgesagt, die zweite Mannschaft der Gäste zog es vor, nicht anzutreten. Weil man unter der Woche nicht die Zeit hatte, in jedes Training zu gehen, ist man auch nicht für den Kader der Ersten nominiert, unangenehm, aber verkraftbar, schließlich kann man sich trotzdem mit der Mannschaft treffen, beim Spiel zuschauen und nachher hoffentlich einen Sieg feiern. Zuvor noch in Ruhe schwimmen gehen und bis zum Spiel noch eine Runde entspannen, so ist der Plan für diesen Samstag.
Doch dann kommt ein Anruf von jemandem, der mit Plänen nach Belieben jonglieren kann und jegliche Absichten durcheinanderbringt. Lars Schneider am Apparat: „Jan, wir brauchen dich, kannst du spielen?“. Natürlich kann, will und darf man in solchen Momenten nicht nein sagen, Jan packt seine Tasche und bereitet sich aufs Spiel vor. 14:45 Treffpunkt, ein Paar Sprüche vor dem Spiel, einige Worte des Trainers, danach geht es zum Aufwärmen. Kurz in die Kabine zurückgekehrt, Passkontrolle, erneute Ansprache des Trainers, Anpfiff.
Zunächst auf der Bank sieht Jan eine starke erste Halbzeit des TV Braach. Wie vom Trainer gewollt, steht das Mittelfeld kompakt und lässt den Gästen keinerlei freien Raum. In der 19. Spielminute zappelt der Ball im Netz der Gäste, der Schiedsrichter erkennt den Treffer wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung jedoch nicht an. Eine Minute später führt eine Kopie des Abseitstreffers letztlich doch zum 1:0 – Philipp Röhrig zündet den Turbo auf der linken Seite, flankt gefühlvoll in den Strafraum, Max Pfaffenbach nimmt die Flanke Volley und trifft per Aufsetzer ins Tor. Keine fünf Minuten später taucht Toptorjäger Christian Stier mit Dampf im gegnerischen Strafraum auf, schiebt locker ein und wird erneut vom Schiedsrichter wegen Abseits zurückgepfiffen. In ähnlicher Manier geht es bis zum Halbzeitpfiff weiter, die Gäste sind froh, mit nur einem Treffer zurückzuliegen.
Nach der Halbzeit wird Jan endlich eingewechselt. Schneider will Stier eine kleine Auszeit gönnen, für die Laufarbeit in der ersten Hälfte. Jan soll Christian also gewissermaßen Luft verschaffen. Aber dafür ist Jan Schäfer heute nicht hier. Zumindest nicht nur. Nach einem Zuspiel aus dem Mittelfeld legt er sich vor dem gegnerischen Strafraum den Ball kurz vor und lässt mit einem trockenen Schuss ins rechte Eck dem gegnerischen Torhüter keine Chance. Es ist Jans erster Treffer in der ersten Mannschaft des TV Braach. Nachdem er eigentlich gar nicht erst im Kader war, markiert er damit ein ganz wichtiges Tor für Braach auf dem Weg zum großen Ganzen und auch für sich selbst. Was sich unter diesem für die Zuschauer auf den ersten Blick gewöhnlichem Tor versteckt, ist nicht nur ein kurzer Moment der Freude, sondern auch ein kleines persönliches Fußballmärchen.
Nach dem 2:0 folgt in der 55. Minute ein Strafstoß für die Gäste nach einem Foul im Braacher Strafraum. Viereck verwandelt zum Anschlusstreffer und Braach geht erneut in die Offensive. Dem Druck der Heimmannschaft versuchen die Gäste immer wieder mit Abseitsfalle und langen Bällen zu begegnen. Es folgen Chancen für beide Mannschaften - Iba/Machtlos trifft die Latte, für Braach verpassen die eingewechselten Garod Khajo und Ilija Afanasyev jeweils nur knapp. In der Nachspielzeit macht Stier mit dem 3:1 alles klar, kurz danach ertönt der Schlusspfiff.
Es mag wie eine abgedroschene Floskel klingen, aber im Fußball lernt man nie aus. Obwohl man manchmal denkt, schon alles gesehen zu haben, schafft er es, uns immer mit einer neuen Geschichte zu überraschen. Man kann nur hoffen, dass er solche wie die von Jan Schäfer immer und immer wieder schreibt.

 

 

   
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